Deutsche SpracheKreatives Schreiben

4 Tipps, wie du Floskeln, sprachliche Bilder und Redewendungen bewusst einsetzt

Sicherlich fällt dir beim Lesen gar nicht immer auf, wenn sich im Zeitungsbericht oder Romankapitel sog. Floskeln, Redewendungen oder oft genutzte, sprachliche Bilder verbergen. Denn sie werden ja so gerne von so vielen verwendet – und so kommen sie uns ganz vertraut und normal vor.

Doch Floskeln – also immer wiederkehrende Trendwörter oder Redewendungen – schwächen deine Texte und machen sie beliebig und austauschbar. So wie z. B. ein und dasselbe luftige Kleid, das auf einer Sommerparty mit Bombenwetter womöglich dreimal auftaucht. Oder die Trendfrisur, die plötzlich jede:r trägt. Oder sie dienen als Lückenfüller, um schwammig zu bleiben oder mit dem sprachlichen Strom schwimmen zu können. 

Wie Wörter wirken – Floskeln versus Kopfkino

Hattest du das so schon auf dem Schirm? Nein? Dann teile ich heute gerne vier Tipps mit dir, die dir dabei helfen können, deine Texte authentischer und einzigartiger zu machen.

1. Prüfe, ob du dir der Herkunft des Wortes bewusst bist:

Das sommerliche BOMBENWETTER z. B. entstammt dem Krieg, denn bei klarer Sicht können die Angreifer ihr Ziel punktgenau treffen. Und ETWAS AUF DEM SCHIRM HABEN kommt ursprünglich ebenfalls aus der Flugabwehr und hat also nichts mit unserem Computerbildschirm zu tun… Somit hat diese beiden „Sprachbilder“ für manche Menschen sicher einen negativen Beigeschmack, ohne dass uns das heute noch bekannt wäre.

2. Prüfe, ob das Wort ein passendes und gewünschtes Bild erzeugt: 

Viele der in der Umgangssprache oft unbewusst genutzten Begriffe sind in manchem Zusammenhang eher unpassend und verkehren sich! So wird z. B. der für Piloten lebensrettende SCHLEUDERSITZ im aktuellen Wahlkampf von Politiker:innen im Interview eher als Qual empfunden.

3. Prüfe, ob eine gängige Redewendung nicht auch mit einem anderen, individuelleren Begriff ersetzt werden kann:

Erst dann gewinnt dein Text wirklich an Authentizität und Kraft, wirkt individuell und besonders. Bei Jane von Klee auf ihrem Instagram-Kanal habe ich kürzlich ein richtig gutes Beispiel für eine mehr als überflüssige Floskel gefunden: QUALITATIV HOCHWERTIG ist tatsächlich so sinnentleert, dass man sich als Leser:in sofort fragt, warum hier nicht die wirklichen Qualitätsmerkmale konkret beschrieben werden? Ist das Möbelstück vielleicht robust und funktional, weil die Designer sich an den Wünschen der Kund:innen orientieren? Oder besteht jedes Gericht auf der Speisekarte aus regional angebauten Zutaten in Bioqualität? Oder wurde der Text von einer erfahrenen, professionellen Texterin recherchiert und geschrieben, die die Vorgaben des Kunden genau kennt?

Genau – es geht auch richtig konkret – dann wird man allerdings auch daran gemessen. Die schwammige Formulierung QUALITATIV HOCHWERTIG bietet da natürlich viel weniger Angriffsfläche – falls das Versprechen nicht eingehalten wird…

4. Prüfe, welches Bild in deinem Kopf gebildet wird:

Denn Wörter erzeugen Bilder im Kopf, also solltest du sie auch wie Bilder einsetzen. Ein Stockfoto ist genauso austauschbar wie eine Floskel. Die „Bildsprache“ deiner Wörter solltest du also immer mitdenken! Genau deshalb ist es umso wichtiger, dass du in deinen geschriebenen Texten – anders als in der Umgangssprache – nur wohl dosierte und passende Floskeln, Redewendungen und sprachliche Bilder einsetzt: als Stilmittel, wenn es einfach 100-prozentig passt – oder wenn dir wirklich gar nichts anderes einfällt.

Fazit

Hans-Otto Schenk hat hat über Deutsch als Papageiensprache. Floskel-Deutsch – und wie man ihm empirisch auf die Schliche kommt.“ folgendes geschrieben:

„Dabei macht jede Floskel für sich noch kein schlechtes Deutsch aus. Allein ihr unablässiger, zwanghafter und unbewusster Gebrauch weist ihre Verwender als Menschen aus, die sich kaum, nicht hinreichend oder gar nicht mehr der Mühe sorgfältiger und präziser Formulierung unterziehen.“

Floskeln sind also nicht per se schlecht – erst der unbewusste, unwissende oder unprofessionelle Einsatz von Floskeln macht sie quasi zu einer Plattitüde – einer nichtssagenden, abgenutzten Sprachhülse, Aussage oder Redewendung!

Hast du weitere Fragen dazu oder möchtest du noch mehr über Wörter, Texte und ihre Wirkung erfahren? Dann schick mir mir gerne eine Nachricht – oder klick dich hier noch ein bisschen durch meinen Blog PRojektText.com – da findest du jetzt und in Zukunft viele weitere Tipps zum Schreiben.

P.S.:
Dieser Beitrag ist übrigens aus meinem Post zu #sommertipps entstanden – eine Aufgabe der 7-Tage Instagram-Challenge von Marlis Schorcht – den ich an Tag 5 gepostet habe. Danke für die schönen und sichtbar machenden Anregungen! Warum ich solche Challenges so liebe, habe ich übrigens hier auf meinem Blog beschrieben.

Nicole Isermann

Nicole Isermann steht für Text, Redaktion, Content und PR mit Herz und Haltung! Mit Einfühlungsvermögen verfasst und bearbeitet die Wahlbonnerin Texte, die ankommen, berühren und Mehrwert liefern - am liebsten für Soloselbstständige mit echtem Herzens-Business. Ihre Lieblingsthemen sind Essen & Trinken, Lesen & Schreiben, Reisen & Kultur, Natur & Umwelt oder Engagement & Lernen. In den kreativen Schreibfluss findet Nicole u. a. mit ihren kreativen Elfchen und Zelfchen. Wenn sie nicht schreibt, engagiert sie sich ehrenamtlich für Kultur-, Kirchen- und soziale Projekte.

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