#12von12PersönlichesRückblicke

#12von12 im Juli 2024: Kultur und Kulinarik in Köln

Heute ist der 12. ein Freitag. Weil ich frei habe und endlich ein Geburtstagsgeschenk einlösen kann, freue ich mich auf neue Erlebnisse und Erfahrungen in meiner Nachbarstadt Köln. Gebucht ist eine kulinarische Stadtführung im Viertel Eigelstein beim Veranstalter „Eat the World“. Das trifft sich für mich als PR-Journalistin mit viel Food-Erfahrung und Leidenschaft fürs Essen besonders gut! Ich bin sehr gespannt, welche Geschichten wir heute hören werden.

Vorab: Es hat sich gelohnt, der Stadtführer Manfred war super informiert und hat uns viele spannende Geschichten rund um die Geschichte des Veedels – und ganz Kölns – verzellt (d. h. erzählt auf kölsch). Wie man so viel geschichtliches Wissen speichern und unterhaltsam wiedergeben kann, ist mir noch immer ein Rätsel …

Nebenbei gab es in den gut 3 Stunden 6 verschiedene Probierhäppchen und -schlückchen, zum Beispiel Frikadellchen und Kuletsch. Ich nehme dich einfach mal mit, hast du Lust?

#01 – Rheinliebe

Mein Tag beginnt mit der morgendlichen Walking-Runde. Seit fast 20 Jahren walke ich freitags regelmäßig mit Freundinnen, früher zu sechst immer im Kottenforst, neuerdings nur noch zu dritt und immer öfter auch am Rhein entlang.

Die Stimmung heute war fast magisch: leichter Dunst hing über dem Siebengebirge, angestrahlte Wolken durchbrachen das  Grau des Himmels und die Ruhe am leise dahinziehenden Fluss war wohltuend … Ein Genuss!

#02 – „Spätstück“ mit Pseudogetreide

Frisch geduscht geht es zum späten Frühstück. Unsere Neuentdeckung ist das Buchweizenbrot, nussig-lecker und lange satt machend. Dabei ist Buchweizen gar kein Getreide und deshalb glutenfrei. Die selbst geschnittenen Scheiben hab ich mit Frischkäse, Bergkäse und Gurkenscheiben belegt. Yummy.

Was ist deine Lieblingsbrotsorte?

#03 – Die Eigelsteintorburg in Köln

Pünktlich am Treffpunkt der Führung angekommen (auf die Deutsche Bundesbahn war wie befürchtet kein Verlass, daher hatten wir genug Zeit für die längere Straßenbahnfahrt eingeplant), erreichen wir das imposante, mittelalterliche Stadttor im Eigelstein. Es ist eines von 4 erhaltenen Stadttoren in der ehemaligen Kölner Stadtmauer. Schon Napoleon Bonaparte mit seiner Josephine ritt hier 1804 hindurch. Heute ist es eine Eventlocation – man kann hier feiern, heiraten, Jazzmusik machen – und Stadtteilführungen beginnen. Da wir nur 4 Personen sind, geht’s auch schon los.

#04 – „Wir waren das Miljö“

Vom Stadttor geht es weiter zur ehemaligen, berüchtigten Bordellmeile, die gleichzeitig lange zum kriminellen Hotspot Kölns zählte, der in den Medien bundesweit tatsächlich Klein-Chicago genannt wurde:

Frischse Pitter, Abels Män, Karate Jacky und nicht zuletzt Schäfers Nas und Dummse Tünn – die Namen der Protagonisten aus dieser Zeit klingen zwar wie kölsche Folklore, doch diese Männer waren brutale Schläger, Geldeintreiber und Zuhälter.

Es gibt einen Filmtrailer auf Youtube, der diese Zeit anreißt, und eine TV-Dokumentation. In dieser Gasse mit dem Namen Im Stavenhof jedenfalls gingen bis in die 70er die käuflichen Damen ihrer Tätigkeit nach – u. a. deshalb durften die Schulkinder damals nicht über den Eigelstein laufen. Dann wurden Prostitution und Kriminalität eingedämmt, die ganze Stadt wurde zum Sperrbezirk erklärt und u. a. ein Großbordell an anderer Stelle erbaut.

Funfacts:

  • Eine dieser Damen – nennen wir sie Rosi – lebt bis heute hier.
  • Auch Szenen für den Münster-Tatort und Wilsberg wurden in der heute idyllisch anmutenden Gasse gedreht.

#05 – Türkischer Mokka, Börek und Baklava

Wo bleibt denn eigentlich die Kulinarik, fragst du dich jetzt vielleicht? Hier kommt sie! Nach Station 1 in der Pizzeria Nonna Napoli am Ebertplatz mit Büffelmozzarella-Pizza, anschließend einer Kugel Eis aus dem Eiscafe Gelateria Porta Romana machen wir auf der Weidengasse, heute fest in türkischer Hand, Halt in Station 3, dem Damla Baklava. Hier gibt es – alles hausgemacht – Börek, Tee und Mokka für uns. Sehr gemütlich und lecker.

#06 – Coldplay hatte Durst im Durst

In dieser Kneipe hat die Band Coldplay einmal nach einem Konzert ihren Durst ganz unerkannt gestillt.

Übrigens: Für Häuser, die nicht breiter als diese 3 Fenster waren, musste damals nach preußischer Bauordnung keine Steuer bezahlt werden, daher finden sich in diesem Viertel sehr viele von den sog. Dreifensterhäusern. Im Erdgeschoss war stets ein Ladenlokal, Kiosk oder eine Garage, im 1. bis 3. Stock wurde gewohnt.

#07 – Wo sind die Heinzelmännchen, wenn man sie braucht?

An diesem Haus sitzen oben 2 Heinzelmannchen, hast du sie gefunden? 

Die Heinzelmännchen waren der Sage nach Kölner Hausgeister. Sie verrichteten nachts, wenn die Bürger schliefen, deren Arbeit. Nachdem sie dabei jedoch einmal beobachtet wurden, verschwanden sie für immer. Schade eigentlich!!!

#08 – Schwebendes Bootswrack

Zurück am Stadttor gehen wir einmal drum herum und entdecken in einem großen Torgewölbe dieses schwebende Boot und den Anker. Wieso, weshalb, warum? Die Antwort findest du hier.

Was wir auch lernten: Der Eigelstein ist das einzige Viertel, das seit 2020 einen hauptamtlichen Veedelskümmerer hat, von den Bürgerinnen und Bürgern sowie Sponsoren finanziert. Er kümmert sich um Pöller, Sauberkeit, Konflikte, Sorgen und Nöte, hat ein Veedelszimmer und bietet dort täglich Sprechstunden an. Eine großartige Initiative!

#09 – Kuletsch

Das nächste Highlight ist ein besonderer Laden – ein uriges Kolonialwarengeschäft mit Tante-Emma-Feeling. Hier gibt es alles aus Süßholz und Lakritz. Boah, meine Entdeckung des Tages sind die Kaffee-Schoko-Kugeln mit Lakritzkern – die sind so lecker, dass ich gar kein Foto gemacht habe …

#10 – Außenfassade

Rund 400 verschiedene Lakritzsorten aus Skandinavien, Italien, Deutschland und den Niederlanden in allen Geschmacksrichtungen gibt es hier zu entdecken.

Übrigens … Kuletsch es Lakritz op Kölsch und damit Namensgeber für diesen Laden.

#11 – Das schmalste Haus Kölns

Nachdem wir mehrfach daran vorbeiliefen, lüftet der Stadtführer das besondere Geheimnis dieses eher unauffälligen Baus mit der Adresse Eigelstein 115: Nur 2,56 Meter breit ist das schmalste Haus der Stadt, und es steht hier ganz ohne eigene Seitenwände. Dafür sind die Stockwerke 33 Meter tief. Mehr darüber liest du hier.

Anschließend verkosten wir noch einen tollen indonesischen Milchkaffee im süßen Minicafé Meramanis Coffee Roaster aus der schokoladig-mandelig schmeckenden Espressobohne CoCo Macan und beenden die Tour gegen 18 Uhr im Bier- und Weinhaus Vogel ganz gemütlich mit Hopfenblut, Kölsch und Klops.

#12 – Schrittziel deutlich übertroffen!

Zusammen mit dem morgendlichen Walken blicke ich heute Abend auf eine passable Schrittbilanz und falle müde erst aufs Sofa und dann ins Bett …

Was hast du heute erlebt? Kommentiere gerne direkt unter diesem Beitrag und verlinke deinen eigenen #12von12-Beitrag.

Wie immer findest du meinen und viele weitere Beiträge zu #12von12 auf Caros Blog „Draußen nur Kännchen“, meiner ist diesmal die Nr. 159.

Mir macht die Aktion #12von12 immer wieder viel Spaß. Vermeintlich Normales, aber auch Besonderes, mit einem neuen Blick zu betrachten, ist echt spannend. Vielleicht bist du ja beim nächsten Mal auch dabei?

Edit: Mein nachträglicher Buchtipp passend zur Eigelstein-Führung

Einen Tag nach der Führung begann ich zufällig ein Buch zu lesen, das Mitte der 1950er Jahre in Köln, noch dazu im Viertel Eigelstein, spielt. Da es mir sehr gut gefallen hat, empfehle ich es hier nachträglich allen, die interessiert sind an deutscher Geschichte und journalistisch intensiv recherchierten Romanen:

FINDELMÄDCHEN von Lilly Bernstein

(hinter der sich die Kölner Journalistin Lioba Werrelmann verbirgt)

Januar 1955, die Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders, der Milchbars und der Petticoats: Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen begegnen in Köln ihrem totgeglaubten Vater wieder, er ist aus russischer Gefangenschaft heimgekehrt. Von der Mutter jedoch gibt es seit Kriegsende keine Spur. Im immer noch halb zerstörten Elternhaus am Eigelstein muss sich die kleine Familie neu zusammenfinden. Der Vater hat sich ein „Büdchen“ gezimmert, wo er Zeitungen und Süßigkeiten verkauft, Jürgen fängt bei Ford an. Helga, die es liebt, zu lesen und zu schreiben, wünscht sich nichts sehnlicher, als aufs Gymnasium zu gehen. Während eines Praktikums im Waisenhaus muss sie entsetzt feststellen, dass die Kinder dort misshandelt werden. Und sie verliebt sich, auch wenn diese Liebe alles gefährdet, was sie sich vom Leben erhofft hat. Doch sie hält fest an ihrem Traum, etwas aus sich zu machen. Und an der Hoffnung, eines Tages Gewissheit zu haben über das Schicksal ihrer Mutter. (Quelle: Thalia)

Ein wirklich lesenswertes Buch!

Mein #12von12-Angebot für dich

Bist du auf den Geschmack gekommen beim Lesen? Möchtest du nun auch mit deinen #12von12 durchstarten – egal ob als Künstler, Gastrobetrieb oder Selbstständige*r? Dann haben ich genau das richtige Angebot für dich: Gerne helfe ich dir bei deinem eigenen 12von12. Hier erfährst du mehr:

Mehr Sichtbarkeit mit dem 12von12 – Biete doch auch mal einen Blick hinter deine Kulissen!

Wenn du jetzt auch mit deinen #12von12-Beiträgen sichtbar werden möchtest und dir dabei meine Unterstützung beim Schreiben und Veröffentlichen wünscht, unterstütze ich dich mit verschiedenen Einzelleistungen.

Nicole Isermann

Nicole Isermann steht für Text, Redaktion, Content und PR mit Herz und Haltung! Mit Einfühlungsvermögen verfasst und bearbeitet die Wahlbonnerin Texte, die ankommen, berühren und Mehrwert liefern - am liebsten für Soloselbstständige mit echtem Herzens-Business. Ihre Lieblingsthemen sind Essen & Trinken, Lesen & Schreiben, Reisen & Kultur, Natur & Umwelt oder Engagement & Lernen. In den kreativen Schreibfluss findet Nicole u. a. mit ihren kreativen Elfchen und Zelfchen. Wenn sie nicht schreibt, engagiert sie sich ehrenamtlich für Kultur-, Kirchen- und soziale Projekte.

10 Gedanken zu „#12von12 im Juli 2024: Kultur und Kulinarik in Köln

  • Liebe Nicole,
    am Eigelstein habe ich letztes Jahr mal einen Café getrunken und das Tor lag mir genau im Blickfeld.
    Ich bin ja ab und zu in Köln – deine Tipps merke ich mir und werde ihnen womöglich bald einmal „nachgehen“ 🙂
    Danke für das Mitnehmen durch deinen Tag!
    Gruß Gabi

    Antwort
    • Liebe Gabi,
      wie schön, dass du schon da warst, wenn du wieder in Köln bist, gib doch kurz Bescheid, vielleicht können wir uns ja treffen. 😊Übrigens ist es wie immer mit Zufällen: Nach der Führung habe ich ein Buch zu lesen begonnen, das Mitte der 50er im Nachkriegs Köln spielt, genau am Eigelstein ist die Protagonistin zu Hause. Da liest sich das Buch gleich nochmal so spannend für mich.
      Viele Grüße
      Nicole

      Antwort
  • Liebe Nicole,

    das war ja ein informtiv-genussvoller Tag! Ich war mal auf einer Eat-the-World-Tour in Heidelberg (die auch sehr gut war). Und wenn du dir anschauen magst, wie ich den 12. verbracht habe (es gibt auch eine kulinarische Spezialität), dann schau gerne hier vorbei: https://dielschneider.de/12von12-juli-2024/

    Herzliche Grüße, Korina

    Antwort
    • Liebe Korina, ja die Touren sind sehr empfehlenswert – so viel Neues, das man kennenlernt! Dein 12von12 ist auch klasse – ich habe bereits unter deinem Blog kommentiert und wünsche mir von dir mehr zu dem Gebäck, das du beim Laientheater verzehrt hattest – ich konnte gar nichts darüber finden … Übrigens geht diese Woche meine 4. Blogparade los, schau mal, ob du da nicht mitmachen oder sie teilen möchtest? Auch dort geht es ums Essen (Redewendungen).
      Viele Grüße von Nicole

      Antwort
    • Liebe Korina,
      da habe ich deinen Kommentar hier doch tatsächlich übersehen, entschuldige die späte Antwort. Ich war natürlich längst auf deinem Blog und habe die Spezialität kommentiert – und freue mich, wenn du ggf. dazu mehr findest, Ursprung, Rezept,…?
      Liebe Grüße
      Nicole

      Antwort
  • Pingback: KW28/2024: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

  • Nun habe ich Köln auch ein bisschen besser kennengelernt – dank deiner 12von12 im Juli 2024! Ich freue mich, dass du auch Genusshandwerker einlädst, ihre 12von12 nach deiner Anleitung zu schreiben. Da ich am 12. Juli 2024 ebenfalls auf Tour war, lade ich ein zu: Potsdam, ich komme ein! Herzlich willkommen: https://claudia-r-scholz.de/12von12-potsdam-ich-komme/

    Antwort
    • Ja, Genusshandwerker*innen sind so wichtig! Und das Thema liegt mir nicht nur wegen deiner schönen Kunst- und Kulinarik-Märkte in Berlin sehr am Herzen! Deine Einblicke in Potsdam habe ich sehr gerne gelesen – immer wieder toll, was du so um die Ecke alles besuchen kannst! Übrigens geht diese Woche meine Blogparade los – schau mal, ob du da nicht mitmachen oder sie teilen möchtest? Auch dort geht es ums Essen (Redewendungen).
      Viele Grüße! Nicole

      Antwort
    • Liebe Silke,
      dein 12von12 ist grandios – ich habe auch schon gleich unter dem Beitrag kommentiert! So einfach, so gut umgesetzt!
      Herzliche Grüße von Nicole

      Antwort

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