Literatur-Verfilmung: „Was man von hier aus sehen kann“: Ein wunderbarer Sommer-Moment
Ich liebe gutes Programmkino. Und gute Literaturverfilmungen. Und im Sommer Openair-Filme bei schönem Wetter – am besten vor der Haustür. Vor ein paar Tagen gab es all das. Naja, fast – aber ich fange am besten von vorne an.
Literatur im Freiluft-Kino
Nachdem ich schon oft von dem Roman „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky gehört, ihn aber noch nicht gelesen habe, freute ich mich sehr, dass der gleichnamige Kinofilm freitagabends openair in unserem kleinen, aber feinen Freibad im Rahmen der 12. Friesi-Filmnächte laufen sollte.
Kleiner Wermutstropfen: Das Wetter! Dauernd regnete es tagsüber – und die Temperaturen luden auch nicht gerade dazu ein, um nach Sonnenuntergang auf einer feuchten Freibadwiese zu liegen und dabei auch von oben noch nass zu werden …
Egal, da dieses Event einer von 30 Sommermomenten war, die ich unbedingt bis September 2023 von meiner Liste streichen wollte, und es schließlich doch trocken zu bleiben schien, machte ich mich gegen 21 Uhr gut ausgerüstet auf den Weg: Dick eingehüllt in Fleecepulli, Daunenmantel, Softshellhose, Wollsocken und Wanderschuhen radele ich mit Picknickdecke und Yogamatte – aber ohne Badeanzug – durchs Dorf zum Freibad.

Mit einer Freundin konnte ich tatsächlich noch einen Platz an einem der typischen Banktische ergattern, sodass uns die Wiese erspart blieb. Pünktlich um halb zehn beim Einbruch der Dunkelheit begann das Programm. Es blieb übrigens die ganzen 100 Minuten trocken und wir sahen sogar eine Sternschnuppe am wolkenlosen Nachthimmel. Fast magisch, dieser Sommermoment.

Die Geschichte
Buch und Film handeln von den skurrilen Bewohnerinnen und Bewohnern eines kleinen, abgelegenen Dorfes im Westerwald. Es geht um ein Okapi, unerfüllte Träume, um Leben und Tod, um Traumata, Alaska, Gehmeditationen, Briefe, Dinge, die herunterfallen – und natürlich um kleine und große Gefühle. Das macht neugierig, oder?!

Der Film beginnt mit der erzählten Vorstellung der Hauptcharaktere: Da sind die 22-jährige Luise – die Erzählerin, ihr Freund Martin – der Gewichtheber werden will, Selma – Luises Großmutter, die regelmäßig von Okapis träumt, der Optiker, der Eisdielenbesitzer, die traurige Marlies – und noch einige mehr.
Was haben Leberwurst und Mathe gemeinsam? – Das ist einfach: Beide muss man sich einverleiben, obwohl sie nicht schmecken.
Luise und der Optiker
Warum ein Okapi?
Ein Okapi passt wunderbar in diesen Film, in dem nichts und niemand so richtig zusammenzupassen scheint. Selma träumt immer dann von einem Okapi, wenn in den nachfolgenden 24 Stunden ein Mensch im Dorf stirbt. Dann werden die Dorfbewohner*innen aktiv, schreiben Briefe, gestehen Liebe, tun Dinge, die sie sich nie vorher trauten oder bleiben ängstlich zuhause, bis die 24 Stunden vorbei ist. Doch manchmal hat der Tod Verspätung und schlägt unerwartet und grausam zu.
Es ist schon seltsam, dass wir immer um unseren Todestag herum leben …
Selma
Funfact – Okapis in Deutschland
1954 brachte Prof. Dr. Dr. Grzimek erstmals ein Okapi nach Deutschland. 1958 erhielt der Zoo Frankfurt als Geschenk zu seinem 100-jährigen Bestehen ein weiteres Tier. Das erste aus dieser Verbindung entstandene Jungtier wurde 1960 geboren, viele weitere folgten. Bisher sind in Frankfurt 20 Okapis zur Welt gekommen.

Prämierte Darsteller*innen bringen mich zum Lachen und Weinen
Großartig dargestellt werden diese Menschen voller Macken vor allem durch Luna Wedler, Corinna Harfouch und Karl Markovics. Letzterem verdankt der Film die Nominierung in der Kategorie Beste männliche Nebenrolle – in seiner Rolle als Optiker hat er bei mir vor allem am Schluss nach vielen Lachmomenten im Film Tränen der Rührung fließen lassen. Hunderte von begonnenen, gesammelten, aber nie abgeschickten Liebesbriefen finden zum Schluss doch noch ins Herz der Angebeteten. Hach …
Der Abspann
Auch der Abspann ist ein Vergnügen, denn so können wir den lustigen, berührenden und skurrilen Menschen und Momenten dieses großartigen Films nochmal etwas nachspüren …
Prädikat: unbedingt sehenswert!!!

Über den Film
Was man von hier aus sehen kann ist ein deutscher Spielfilm von Aron Lehmann aus dem Jahr 2022 mit Luna Wedler, Corinna Harfouch und Karl Markovics. Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Roman von Mariana Leky (2017).
Dieser Beitrag ist Nr. 6 der Blogdekade von The Content Society, meiner wunderbaren Blog-Gemeinschaft von und mit Judith Peters. Hier geht es zu Beitrag Nr. 5 über nervige Wespen und gute Tipps für ein friedvolles Miteinander.
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Liebe Nicole,
dein neuer Artikel hat mich sehnsüchtig nach Bonn träumen lassen, da wäre ich auch gern dabei gewesen, dick eingemummelt der Kühle trotzen und literarisch gut unterhalten werden:-) Danke für die kurzweilige „Entführung“ 🙂
Liebe Grüße zu dir!
Gabi
Liebe Gabi,
gerne hätte ich dich dabei gehabt… Es war wirklich so schön, ein perfekter Openair-Film. Kennst du das Buch schon?
Liebe Grüße
Nicole