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7 „genderleichte“ Tricks für elegantes, fast unbemerktes Gendern

Auch wenn angeblich noch immer die Mehrheit aller Deutschen gegen das Gendern ist, es für absolute Sprachverhunzung hält oder sich wahlweise mitgemeint fühlt: Ich bin der Meinung, dass ein bewusster und geschlechtergerechter Umgang mit unserer Sprache der beste Weg ist, um zunächst zu einem Bewusstseinswandel und dann zu einer Verhaltensänderung zu motivieren. Und so werde ich nicht müde zu betonen, dass es neben Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt, Doppelformulierungen oder Binnen-i viele elegante Lösungen gibt, um bewusst und gleichzeitig fast unbemerkt zu gendern.

Inspiration durch „1.000 Fragen“ vom SWR-Spotify-Kanal

Zu diesem Beitrag – den ich schon lange schreiben wollte, denn das Thema beschäftigt mich als Texterin mit Herz und Haltung fast täglich – wurde ich durch diesen wunderbar zusammengefassten Spotify-Beitrag des SWR-Kanals „1.000 Fragen“ inspiriert. Wer lieber hört statt liest, klickt also einfach auf den Pfeil!

Funfact: Meine Zusammenfassung ist ausführlicher und vollständig – im Hörbeitrag gibt es nämlich nur 6 Tipps statt 7 …

Spotify-Kanal von SWR „1000 Fragen“

7 praktische Tipps zum eleganten Gendern

Wenn du lieber liest, habe ich die 7 Tipps aus dem Hörbeitrag oben für dich zusammengefasst und durch weitere, eigene Beispiele ergänzt:

1. Nutze mehr Verben statt Substantive

  • Statt „Alle Teilnehmer bekommen …“ klingt „Alle, die teilnehmen, bekommen …“ doch gleich viel leichter, oder?
  • Das Strafgesetzbuch formuliert da zur Körperverletzung in § 223 sehr vorbildlich, statt Straftäter*in heißt es hier neutral: (1) Wer eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

2. Nutze geschlechtsneutrale Begriffe

  • Statt Experte sagts du Fachleute
  • statt Pflegerin und Pfleger lieber Pflegekräfte
  • Studierende, Mitarbeitende oder Teilnehmende sind mittlerweile breiter akzeptiert als z. B. das Gendersternchen, auch wenn die grammatikalische Bedeutung der Partizipialform ursprünglich eine andere war.
  • Statt „Lehrer“ nutze „Lehrkraft“
  • Es gibt Gruppen, die im Plural geschlechtsneutral sind: Fans, Menschen, Leute, Personen

3. Mit exemplarischen Personen arbeiten und beide Geschlechter abwechseln

  • „Die Regelung trifft die Bankangestellte ebenso wie den Krankenpfleger.“
  • „Wie lange ein Patient die Antibiotika nehmen muss, entscheidet im Zweifel die Ärztin.“
  • Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker.

4. Das exemplarische „Ich“, „Du“, „Wir“, „Ihr“ oder „Sie“

  • Für mich als Patientin bedeutet das neue Gesetz, dass …
  • Versuche haben gezeigt: Wenn wir Farben wahrnehmen, sehen Sie sie anders als ich.
  • Statt „Alle Mitarbeitenden bleiben bitte zu Hause!“ geht es kurz und knapp: „Bitte bleibt zu Hause!“

5. Sätze umstellen

  • „Die App ermöglicht es, Tickets zu buchen.“ statt „Nutzende der App können Tickets buchen.“
  • „Alle dürfen mitmachen“ statt „Jede*r darf mitmachen“

6. Manchmal reichen Zahlen ohne Substantive

  • Zur Demonstration kamen Zehntausende.
  • In der Klasse haben heute fünf gefehlt.
  • Hunderte säumten die Straßen und schauten zu.

7. Wortzusammensetzungen ändern

Zusammengesetzte und schon lange benutzte Wortformen mit einem „generischen Maskulinum“ wie Ärzteschaft, Bürgersteig oder künstlerisch ist nur schwer zu ändern. Dennoch gibt es auch hier Möglichkeiten, diese geschlechtsneutral umzuformulieren, wie nachfolgende Beispiele zeigen.

Substantive:

  • Statt Künstler besser Kunstschaffende
  • Statt Anfängerkurs besser Grundkurs/Einstiegskurs
  • Statt Benutzerordnung besser Nutzungsordnung
  • Statt Beratertätigkeit besser Beratung
  • Statt Besuchergruppe besser Besuchsgruppe
  • Statt Dozententätigkeit besser Lehrtätigkeit
  • Statt Pendlerpauschale besser Pendelpauschale
  • Statt Rednerpult besser Redepult
  • Statt Rednerliste besser Redeliste
  • Statt Expertenwissen besser Fachwissen
  • Statt Konfirmandenunterricht besser Konfirmationsunterricht
  • Statt Raucherpause besser Zigarettenpause
  • Statt Teilnehmergebühr besser Teilnahmegebühr
  • Statt Wählerverzeichnis Wahlverzeichnis

Adjektive:

  • statt anwenderbezogen besser praxisbezogen
  • benutzerfreundlichbesser benutzungsfreundlich
  • statt leserfreundlich besser lesefreundlich

Merke: Ein Patentrezept gibt es leider noch nicht, aber mit ein bisschen Feingefühl und einem guten sprachlichen Bewusstsein findet sich meistens eine gute geschlechtergerechte Formulierung.

Buchtipp:
„Gendern – ganz einfach!“ von Dr. Gabriele Diewald und Dr. Anja Steinhauer. DUDEN-Verlag. ISBN: 978-3-411-74335-3

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Zum Hintergrund dieses Beitrags

Dieser Beitrag ist #06/10 und Teil der Blogdekade im Februar 2023 von The Content Society, die vom 11. bis 20.02.2023 läuft. Täglich werde ich 10 Tage lang zusammen mit vielen anderen Bloggenden einen Beitrag rund um das SCHREIBEN veröffentlichen oder überarbeiten. Mach gerne auch mit!

Nicole Isermann

Nicole Isermann steht für Text, Redaktion, Content und PR mit Herz und Haltung! Mit Einfühlungsvermögen verfasst und bearbeitet die Wahlbonnerin Texte, die ankommen, berühren und Mehrwert liefern - am liebsten für Soloselbstständige mit echtem Herzens-Business. Ihre Lieblingsthemen sind Essen & Trinken, Lesen & Schreiben, Reisen & Kultur, Natur & Umwelt oder Engagement & Lernen. In den kreativen Schreibfluss findet Nicole u. a. mit ihren kreativen Elfchen und Zelfchen. Wenn sie nicht schreibt, engagiert sie sich ehrenamtlich für Kultur-, Kirchen- und soziale Projekte.

9 Gedanken zu „7 „genderleichte“ Tricks für elegantes, fast unbemerktes Gendern

  • Pingback: Beim Gendern entstehen meine liebsten Blog-Momente - Nicole Isermann - NicPR

  • Ich finde den Artikel inhaltlich super hilfreich und schön übersichtlich. Persönlich bin ich noch nicht ganz so weit beim Gendern, wie ich es gerne hätte, auch weil ich mich beim sprachlichen Ausdruck auf Deutsch ohnehin eher schwertue, aber gerade deswegen ist das klasse Input für mich.

    Antwort
    • Das finde ich super. Es geht nicht um Perfektionismus und richtig oder falsch – ich finde es wichtig, bewusst und respektvoll mit Sprache umzugehen und alle Menschen möglichst einzuschließen. Jeder Versuch ist da wertvoll – also fang einfach an. Wenn du Unterstützung beim Texten benötigst, weißt du ja, wo du mich und meine Beiträge findest 🙂

      Antwort
  • Nicole

    Danke dir! Das ist auch ein pain point von mir. Vllt werde ich in Zukunft, nachdem ich einen Artikel geschrieben habe, deine Tipps durchgehen und anpassen. Ich finde gendern wichtig, aber scheue mich noch vor den Sternchen und Co. Habe mich gleich für deinen Newsletter angemeldet 🙂

    Antwort
    • Das freut mich – mein PDF ist schon in der Mache und du wirst es bekommen 🙂 Ja- überarbeiten ist ein guter Punkt, das muss ich auch nach und nach tun, damit meine Texte einheitlich werden. Viel Erfolg dir!

      Antwort
  • Uli Pauer

    Ein ganz wunderbarer Artikel, liebe Nicole! Diese tollen Vorschläge werde ich sofort bei meinen nächsten Artikeln testen!
    LG Uli

    Antwort
    • Das freut mich sehr, liebe Uli. Falls du das PDF haben magst, melde dich einfach noch zum Newsletter an und teile den Beitrag auch gerne! Viel Erfolg beim Anwenden – ich werde es sicher bald sehen, oder?
      LG Nicole

      Antwort
  • Danke für diesen wertvollen Beitrag, liebe Nicole.
    Gerade gestern habe ich mich über das Gendern mit meinen Nachbarinnen unterhalten. Sie sind schon älter und tun sich schwer damit. Deinen Blogartikel konnte ich gkeich heute an sie weitergeben.
    Lieber Gruß Luise

    Antwort
    • Liebe Luise,
      hey, das freut mich sehr – danke, dass du auch das Thema in die Welt trägst! Gendern geht eben auch ohne Sonderzeichen.
      Viel Spaß beim Anwenden und
      liebe Grüße
      Nicole

      Antwort

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